Künstliche Intelligenz und Daten bestimmen die Medienzukunft
Künstliche Intelligenz sowie die Generierung und Analyse von Daten werden die Medienzukunft bestimmen. Zu dieser Auffassung kamen die Experten beim diesjährigen Funkinform Branchentreff in Nürnberg. Fast 60 Führungskräfte aus mehr als zwei Dutzend Verlagshäusern nahmen an der Veranstaltung teil.
Ist Automatisierung in der Redaktion nur eine Modeerscheinung, also ein Hype, der bald ebenso schnell vergehen wird, wie er gekommen ist? Vier langjährige Führungskräfte aus Redaktionen waren sich bei einer Podiumsdiskussion auf dem Funkinform Branchentreff einig: Automatisierung ist eine dringende Notwendigkeit, deren Bedeutung noch wachsen wird. Also alles andere als eine Mode.
Eine zentrale Frage, die die Redaktionsleiter heutzutage besonders beschäftigt, lautet: Warum sollen hochqualifizierte Mitarbeiter, die schwer zu bekommen sind, Dinge tun, die das System genauso gut tun kann? Dahinter steckt bei den Verlagen das wachsende Problem, ausreichend und gutes Personal zu bekommen, auch in den Redaktionen. Daher besteht die dringende Notwendigkeit, darüber nachzudenken, wie die Menschen besser und mehr mit journalistischen Aufgaben betraut werden sollen, während der Computer das macht, was er gut und schnell kann: Routinen abarbeiten, nach klaren Vorgaben Abläufe anstoßen und regelbasiert durchführen.
Für alle Bereiche des Verlages gilt: Passen wir das System an unsere Arbeitsabläufe an oder passen wir unsere Arbeitsabläufe an die Fähigkeiten des Systems an? Das war schon bei der Einführung von DIALOG eine zentrale Frage. Und nun bei der Automatisierung wiederholt sich der Effekt noch viel klarer in den Abläufen. Man müsse schneller und störungsfreier werden, mehr Zeit und freie Personalkapazitäten für Journalismus gewinnen. Wobei das System aber nicht nur vollkommen selbstständig Arbeiten durchführen kann, sondern den Menschen vor allem unterstützt: „Mensch und Maschine als Partner für eine bessere Zeitung.“
Einspareffekte sind zudem gegeben. Nicht unbedingt in der Weise, Personal einsparen zu können, sondern eher in der Weise, dass die Maschine dem Personal möglichst viel abnimmt, damit das Personal sich auf die eigentlich wichtigen Themen im Arbeitsalltag konzentrieren kann. Das heißt dann Themen definieren, Recherchen anstoßen, Fakten bewerten und einordnen und exklusive Inhalte produzieren. Solche Tätigkeiten sind in der Regel zeit- und personalintensiv. Daher wird die Maschine so wichtig.
Während bei den Kernaufgaben der Journalisten die Maschine für Entlastung und Unterstützung sorgt, kann sie bei anderen Aufgaben selbstständig agieren. Sporttabellen oder andere Tabellen wie Börse und TV-Programme oder Honorierungen sind solche Bereiche, die guten Gewissens dem Computer überlassen werden können. Für die kleineren Verlagshäuser gilt zudem, dass sie noch viel genauer darüber nachdenken müssen, wie sie Automaten für sich nutzbringend anwenden. Einig waren sich die Experten auch bei der Bewertung, dass solche Transformationsprozesse in Redaktionen nicht mit einem Fingerschnippen zu bewerkstelligen sind. Umstellungen bedürfen genauester Vorbereitung.
Glaubwürdigkeit bleibt für die Redaktionen ein zentrales Thema . „Wir leben von Glaubwürdigkeit und Vertrauen. Da dürfen wir unsere Leser nicht enttäuschen“, lautete die übereinstimmende Meinung. Man dürfe nicht das eigene Geschäftsmodell untergraben. Es werde sich für die Verlage lohnen, in bessere Inhalte zu investieren, denn das führe möglicherweise zu mehr digitalen Kunden. Die Redaktion brauche nach innen und außen einen Vertrauensvorschuss.
Unter der Diskussionsleitung von Funkinform-Geschäftsführer Rainer Lang tauschten sich über die aktuellen Themen der Verlage aus: Steffen Burkert (Chefredakteur Digital „Grafschafter Nachrichten“ in Nordhorn), Christoph Willenbrink (Stellvertretender Chefredakteur „Nordsee-Zeitung“ in Bremerhaven), Maximilian Wachter (Prozess- und Redaktionsmanager in der Chefredaktion der „Nürnberger Nachrichten“) sowie Ronald Middendorf (Tech- & Tool-Owner in der Chefredaktion von Lensing Media in Dortmund).
