Einsatz innovativer Software kann helfen Vertriebskosten zu dämpfen
Der Mindestlohn als große Herausforderung für die Zeitungsverlage gehörte zu den zentralen Diskussionsthemen beim Funkinform Branchentreff. Der erfolgreiche DIALOG-Anwender „Nordsee-Zeitung“ versucht mit innovativer Software die Vertriebskosten zu dämpfen.

Projektmanager Bernd Wübbenhorst und Lena Gausmann können bei der „Nordsee-Zeitung“ von Erfolgen der Vertriebsoptimierung berichten.
Neben den explodierenden Papier- und Energiepreisen hat der Mindestlohn für die Zeitungshäuser geradezu eine Sprengwirkung entfaltet. Denn der Mindestlohn ist in den vergangenen acht Jahren massiv angestiegen, von 8,50 EUR auf 12,00 EUR, also um 41 Prozent, berichtet Bernd Wübbenhorst, Projektmanager der „Nordsee-Zeitung“ in Bremerhaven. Und es soll mit den Erhöhungen noch weiter gehen: in 2024 und 2025 werden es dann wohl 46 Prozent und schließlich 51 Prozent sein.
Das hat die Kostendarstellung völlig aus dem Ruder laufen lassen. Wenn jetzt sogar Forderungen erhoben werden, den Mindestlohn auf 14,00 EUR anzuheben, wird es für die Zeitungen existenzgefährdend. Mit dieser Mindestlohn-Belastung müsste der Abo-Preis um 4,80 EUR erhöht werden, hat man in Bremerhaven ausgerechnet. „Damit würde die Abbruchkante für die Auflage noch einmal deutlich vorrücken.“ Solche Entwicklungen gefährdeten eine wirtschaftliche Zustellung von Zeitungen massiv und erschütterten damit die Zeitung in ihren Grundfesten.
Mit großem Aufwand wurde in Bremerhaven nach Verbesserungspotential gesucht
Mit großem Aufwand hat der Verlag in der Vergangenheit versucht, die Zeitungszustellung zu optimieren. Da wurde den Boten für eine Woche ein GPS-Sender mitgegeben, um so zu sehen, wie lange der Zusteller unterwegs ist. Oder die Boten wurden begleitet, um in der Praxis zu sehen, wo es Verbesserungspotential gibt.
Doch erst mit „MultiRoute Go“, einem neuen Vertriebstool, konnte der Durchbruch erzielt werden. Damit ist eine sehr detailreiche Darstellung aller Bezirke, aller Haushalte und aller Laufwege auf aussagekräftigen Karten zu erzielen. Die so genannte Gehfolgenberechnung ist dabei der Schlüssel. Sie stellt nämlich die optimale Lauffolge der Boten dar.
Neue Schnittstelle von DIALOG sorgt für Datenaustausch mit „MultiRoute Go“
Zudem hat die „Nordsee-Zeitung“ mit Funkinform eine Schnittstelle entwickelt, die es erlaubt, zum Beispiel täglich wechselnde Abonnentendaten, wechselnde Ablagestellen und wechselnde Parameter wie KfZ oder Fahrrad oder auch die Geschwindigkeit, mit der ein Bote unterwegs ist, anzupassen. Dazu kommen die Anpassung der Touren für die Auslieferungsfahrer und damit ein täglich angepasster optimierter Ablaufprozess, bis hin zur Berechnung optimierter Gebäudezugänge. Optimierung bedeutet immer die Messung der tatsächlichen Dauer der Verteilung. „In vier bis sechs Wochen könnten wir mit dem Vertriebsprojekt am Ziel sein“, sagt Bernd Wübbenhorst. Das Einsparpotential wäre gewaltig. Wenn in jedem Bezirk nur etwa 30 Minuten weniger gebraucht würden, dann näherte man sich bei 440 Bezirken und 200 Boten einer Einsparung von 69.000 Stunden.
Künstliche Intelligenz wird mit enormem Potential für das Gemeinwesen wirken
Als Alexander Salomon, Mitglied des Landtages von Baden-Württemberg in der Fraktion der Grünen, jüngst eine Haushaltsrede zu halten hatte, ging er einen ungewöhnlichen Weg. Er hat sich für die Haushaltsrede von ChatGPT helfen lassen. Für die Inhalte bekam er in seiner Fraktion sogar überraschend viel Beifall. „Lassen wir es einmal dahingestellt, ob das meinem Vortrag oder dem Text dahinter galt.“ Als dann aber klar wurde, dass ein Computerprogramm hier die Hand mit im Spiel hatte, kamen die typischen Reflexe.
KI wird meist nur als Risiko gesehen, hat Alexander Salomon festgestellt. Und es komme sofort die Frage auf, ob die Politik nicht eingreifen müsse, um die Welt vor großem Schaden zu bewahren. KI wird meist nur skeptisch, nicht selten sogar ablehnend betrachtet. Das ist eine Parallele zu Science fiction, die auch beispielsweise in Filmen oft nur negativ daher kommt. Es sei in der Politik schwer, offen und neutral über die Chancen der Digitalisierung zu reden. Das stelle er sogar als Vorsitzender eines Fachausschusses fest.
Die politischen Entscheidungen sollen mit KI für die Bürger wieder durchschaubarer werden
Das Einzige, was am PC, also dem Personal Computer, persönlich ist, das ist die Tatsache, dass Sie den PC besitzen. Ansonsten ist alles von der Stange, Massenware, nichts Persönliches. Durch KI haben wir vielleicht jetzt die Chance, in einer großen Verfügbarkeit in der Masse individualisieren zu können, hofft der Landtagsabgeordnete. Es wäre eine Demokratieunterstützung, wenn mit Hilfe von KI alle Bürger etwas schaffen und beeinflussen könnten. Politik bekäme dann die Aufgabe, den Zugang aller zu KI zu gewährleisten.
Aus der Arbeit zum Beispiel von Untersuchungsausschüssen hat Alexander Salomon die Erfahrung mitgebracht, dass die Politik dort von der Verwaltung mit Aktenmaterial regelrecht zugeschüttet werde. Wenn es sich um eine Million Blatt Papier handelt, dann sei das von niemandem mehr zu lesen, geschweige denn durchzuarbeiten. KI könne an solcher Stellen sehr hilfreich sein und Politik wieder durchschaubar machen. Er sieht jedenfalls enormes Potential für das Gemeinwesen in Künstlicher Intelligenz.